Dosenmoor

Das Dosenmoor bei Neumünster-Einfeld gilt als das am besten erhaltene von atlantischem Klima geprägte Plateauhochmoor in Schleswig-Holstein. Das 1981 per Landesverordnung als Naturschutzgebiet ausgewiesene Gebiet besitzt mit seiner Größe von 546 ha noch die vollständige und ursprüngliche Flächenausdehnung. Es liegt am Übergang der eiszeitlich geprägten Naturräume östliches Hügelland und Geest als aufgewölbte Linse (wie ein Uhrglas) in der Landschaft. Mit seiner Aufwölbung von heute noch 5-6 m über der umgebenden Landschaft ist der Hochmoorkörper in der Landschaft gut erkennbar. Selbst im Zentrum stehend kann hier, für Norddeutschland einzigartig, die über die umgebende Landschaft erhabene Aufwölbung des baumfreien Hochmoores noch wahrgenommen werden. Diese Aufwölbung hat sich nicht auf Grund von geologischen Prozessen gebildet, sondern ist durch die sehr speziellen Lebensraumbedingungen im Hochmoor, sozusagen aus sich selbst heraus, ausschließlich aus nicht verrotteter biologischer Substanz bei permanenter Wassersättigung entstanden. 1996 wurde das Dosenmoor zudem von der Europäischen Union als FFH-Gebiet anerkannt und in das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 aufgenommen.

Nur wenige hochmoortypische Pflanzenarten wie z.B. Wollgräser, weißes Schnabelried und Glockenheide, in entscheidendem Maße aber die sehr spezialisierten Torfmoosarten sind an dem Torfbildungsprozess beteiligt. Ein Hochmoor zeichnet sich durch ein autarkes, ausschließlich von Niederschlägen gespeistes Wasserregime aus und ist durch Sperrschichten im Untergrund weder grundwasserbeeinflusst, noch gelangt bedingt durch die Aufwölbung, nährstoffreiches Umgebungswasser in den Moorkörper hinein. Dadurch ist der Lebensraum ausgesprochen nährstoffarm und nur an diese Nährstoffarmut angepasste "Hungerkünstler", z.B. die fleischfressende Pflanze Sonnentau, sind in der Lage dies zu überleben. Die Torfmoose bilden und prägen mit pH 3-4 zudem ein sehr saures Milieu und verdrängen so im immer wassergesättigten Moorkörper aktiv nährstoffliebende Pflanzenarten.

Seit dem 18. Jahrhundert hat auch im Dosenmoor eine bäuerliche Torfnutzung und damit einhergehend eine kontinuierliche, tief greifende Entwässerung des ausschließlich von Regenwasser gespeisten Moorkörpers stattgefunden. Der heutige gute Erhaltungszustand des Dosenmoores mit noch beachtlichen ca. 7 Metern Torfmächtigkeit im zentralen Bereich ist dem Umstand zu verdanken, dass der industrielle Torfabbau mit großen Maschinen nur von 1966 – 1976 den Südteil des Dosenmoor betroffen hat. Allein in diesem kurzen Zeitraum sind auf rund 160 ha Fläche ca. 200.000 cbm Torf abgebaut worden. Auf der zentralen Hochfläche ist in weiten Teilen aber noch die ursprüngliche Hochmooroberfläche vorhanden, nur der Torfkörper ist auch hier durch die tief greifende, rund 200 Jahre andauernde Entwässerung um etwa die Hälfte gesackt, wodurch die oberste Torfschicht durch Sauerstoffbeeinflussung mineralisiert und vererdet ist. Im Nordteil des Dosenmoores und in den Randbereichen hingegen wird das Landschaftsbild durch die zahlreichen Torfkuhlen aus der Zeit des bäuerlichen Handtorfstichs geprägt.

Ungestörte, d.h. noch nie einer künstlichen Entwässerung ausgesetzte Hochmoore zeichnen sich durch die so genannte „Mooratmung“ aus. Diese Elastizität des wassergesättigten Torfes bewirkt eine flexible Höhenanpassung der Mooroberfläche an den aktuellen Wasserstand, d.h. in regenarmen Jahreszeiten sackt die Mooroberfläche mit der sinkenden Wassersäule ab, so dass der Moorwasserspiegel sich auch in Trockenphasen an der Oberfläche halten kann.

Durch umfangreiche Entwicklungsmaßnahmen wie Grabeneinstaue, Entkusselungen und Dammbauten, ist die Wassersättigung und die Wasserhaltefähigkeit des Torfkörpers in den vergangenen 40 Jahren soweit wiederhergestellt worden, dass heute auch in den regenärmeren Sommermonaten der Moorwasserspiegel im Dosenmoor in weiten Teilen wieder oberflächennah ansteht. Der durch jahrzehntelange Entwässerungsmaßnahmen ausgedörrte Torfkörper hat dadurch aber dennoch rund 5 m von seiner Erhabenheit eingebüßt. Durch Trockenrisse im gewachsenen, aber lange Zeit entwässerten Torf, sackt der Moorwasserspiegel in Trockenphasen schneller und stärker ab, wodurch immer wieder Mineralisierungsprozesse und damit Nährstofffreisetzungen eingeleitet werden. Dennoch reduziert sich die Schwankungsamplitude des mooreigenen Grundwasserhorizontes nach langjährigen Beobachtungen bei optimaler Rückhaltung des Niederschlagswassers, weil sich die  Trocknungsrisse im Laufe der Jahrzehnte der Renaturierung durch Schwebstoffe zusetzen und auf natürlichem Wege durch Quellungsprozesse und das wieder einsetzende Torfmooswachstum selbst abdichten.

In den wassergefüllten Torfkuhlen hatte sich, auch in den von der Entwässerung und vom Abbau geprägten Jahrzehnten, die wertvolle, hochmoortypische Vegetation wie z.B. Wollgräser, Moosbeere, Rosmarinheide, Sonnentau und der kleine Wasserschlauch sowie zahlreiche Torfmoosarten gut erhalten können, so dass ein umfangreiches Pflanzen- und Samenpotential zum Zeitpunkt des Beginns der Regenerationsmaßnahmen noch zur Verfügung stand und sich nach Wiederherstellung der Lebensraumbedingungen rasch wieder ausbreiten konnte.

Seit der Unterschutzstellung und mit dem Beginn der Regenerationsmaßnahmen wurden im Dosenmoor zahlreiche grundlegende und die Maßnahmen begleitende wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Damit konnte das Verständnis der Hochmoorentwicklung als Basis für alle Renaturierungsbemühungen auf Hochmoorstandorten deutlich verbessert werden.

Für die Naherholung ist der Nordteil des Naturschutz- und FFH-Gebietes mit mehreren Rundwegen gut erschlossen und mit Bänken sowie einem Lehrpfad auf einem Bohlenweg ausgestattet. Entlang des Bohlenweges ist zum Greifen nah die typische Vegetation in der Ausprägung eines natürlichen Hochmoorstandortes zu erleben. Der größere Südteil des Moores ist hingegen der Natur und der ungestörten Entwicklung vorbehalten.

Eine umfangreiche Broschüre über das Naturschutzgebiet Dosenmoor (pdf-Datei) ist bei der unteren Naturschutzbehörde vorrätig und wird dort kostenlos abgegeben. 

Außerdem ist eine Monographie über das Dosenmoor erschienen (283 Seiten), in der alles über die Landschaftsentwicklung, Ökologie, Renaturierungsmaßnahmen, Archäologie, Hydrologie, Flora und Fauna etc. von Fachleuten zusammengetragen worden ist. Das Buch ist unter der ISBN-Nr.: 3-00-003517-6 oder über die Faunistisch-ökologische Arbeitsgemeinschaft im Biologiezentrum der Universität Kiel, Ohlshausenstraße 40, 24098 Kiel zu beziehen.

Die NSG-Verordnung kann bei der unteren Naturschutzbehörde eingesehen werden.

Für weitere Auskünfte steht Ihnen die untere Naturschutzbehörde gerne zur Verfügung.