Kleinplanet Neumünster

„Es ist ein kleiner Brocken im Weltall, aber eine große Ehre für unsere Stadt“, sagt Marco Ludwig, Leiter der vhs-Sternwarte Neumünster.

NASA-Darstellung der Position von 342000 Neumünster im Sonnensystem.

Vor 50 Jahren begannen die Arbeiten zur Errichtung der vhs-Sternwarte Neumünster. Nun ehrt die "Internationale Astronomische Union" (IAU) das Engagement jener Menschen, die sich seither der astronomischen Bildung verschrieben haben. Der Kleinplanet mit der bisherigen Bezeichnung „2008 RV26“ heißt nun offiziell „342000 Neumünster“. Neumünster ist damit nun auch im Weltall.

Im Internet stößt man immer wieder auf dubiose Anzeigen von Firmen, die angebliche Namensrechte an Sternen oder anderen Himmelskörpern verkaufen. Tatsächlich ist weltweit aber nur eine international anerkannte Organisation für die Benennung von Himmelskörpern zuständig: Die Internationale Astronomische Union (IAU) mit Sitz in Paris. Namensrechte an Sternen oder Planeten sind aber auch bei der IAU nicht käuflich. So erhalten die meisten Objekte, die von Astronomen aufgespürt werden, erst einmal eine Nummer. Die Entdecker z.B. eines Kleinplaneten bzw. Asteroiden können dann Vorschläge für die Benennung eines solchen Himmelskörpers einreichen. Oftmals werden Himmelskörper daher zu Ehren ihrer Entdecker mit deren Namen versehen. Manchmal werden aber auch andere Bezeichnungen, wie z.B. der Name einer Stadt, die sich um die Astronomie verdient gemacht hat, verwendet. Für Marco Ludwig, der seit 2008 ehrenamtlich die vhs-Sternwarte Neumünster leitet, erfüllt die Stadt an der Schwale dieses Kriterium.

Der Antrag an die Internationale Astronomische Union musste auf Englisch verfasst sein und lautete wie folgt: “The German city Neumünster has supported astronomical education since 1969. Currently they oper-ate an observatory that offers astronomical courses and public observing. The observatory focuses on education.“

Die IAU, die längst nicht jedem Antrag folgt, hat nun positiv entschieden und der Kleinplanet (engl. Asteroid) 2008 RV26 heißt nun 342 000 Neumünster.

Man kann auf der Internetseite des JPL der NASA alle wichtigen Informationen zu diesem Kleinplaneten einholen. Aber auch in zahlreichen anderen Datenbanken lassen sich Informationen über 342000 Neumünster einholen. So erfahren wir z.B. bei Wikipedia, dass sich der Kleinplanet im sog. Hauptasteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter befindet. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er etwa 3,5 Erdenjahre. Seine Umlaufbahn ist 172 Millionen Kilometer von der Erdbahn entfernt, zur Zeit befindet er sich aber jenseits der Sonne in rund 500 Millionen Kilometer Entfernung. Mit ca. einem Kilometer Durchmesser ist er ungefähr so groß wie die Neumünsteraner Innenstadt.

Sein Entdecker, Wolfgang Ries, ist Amateur-Astronom. Das Teleskop in seiner Privatsternwarte ist fast so groß wie das Neumünsteraner Teleskop. Direkt sehen kann man Kleinplaneten damit aber nicht. Sie sind so lichtschwach, dass man sie nur fotografisch mit langer Belichtungszeit aufspüren kann. Dazu braucht man aber auch einen sehr klaren, dunklen Himmel, den wir über Neumünster leider nicht haben. Außerdem besitzt die Sternwarte auch keine astronomische Kamera mit der benötigten Leistungsfähigkeit.

 „Es ist eine Ehre für alle Hobbyforscher und Förderer der vhs-Sternwarte. Im Laufe der letzten 50 Jahre ha-ben sich unzählige Menschen und zahlreiche Betriebe am Erhalt und Ausbau der immer noch größten Sternwarte in Schleswig-Holstein beteiligt. Die Benennung durch die IAU macht deutlich, dass solches Engagement für naturwissenschaftliche Bildung Vorbildcharakter hat“ sagt Sternwartenleiter Ludwig.
Neumünster ist allerdings nicht der einzige Schleswig-Holsteiner Himmelskörper im Weltall. Die Nachforschungen der vhs-Sternwarte haben ergeben, dass es auch Kleinplaneten mit den Namen Flensburg, Schleswig, Holstein und sogar Helgoland gibt. Kiel oder Berlin sucht man jedoch vergebens.