Gerbereialtstandorte

Die Stadt Neumünster gilt als ein historisches Zentrum der Lederindustrie. 1967 wurde die letzte Lederfabrik geschlossen. Heute werden die verbliebenen Gebäude der ehemaligen ca. 20 Lederfabriken vielfältig gewerblich genutzt. Auf den ehemaligen Betriebsgeländen, den Abwasseranlagen und Rieselfeldern, sowie den ehemaligen Betriebsdeponien sind die Schadstoffe der ehemaligen Lederfabriken noch heute nachweisbar. Es handelt sich vor allem um die Chemikalien Chrom, Arsen und Naphtalin, sowie um die Erreger der Milzbranderkrankung (Bacillus anthracis).

Milzbrand ist eine Tierkrankheit, die auch auf Menschen übertragbar ist. Die Infektion erfolgt über den Kontakt mit erkrankten oder verendeten Tieren bzw. tierischen Produkten wie zum Beispiel Felle und Häute. Die Gerbereiarbeiter der ehemaligen Lederfabriken Neumünsters waren die von dieser Krankheit am häufigsten betroffene Berufsgruppe. Die Krankheitserreger sind in ihrem Sporenstadium sehr lange lebensfähig. Durch die Abwasserbeseitigung gelangten die Krankheitserreger auch in die Böden. Dort sind sie heute zum Teil noch nachweisbar.

Auch wenn die Krankheit heute fast vollständig ausgestorben ist (die letzte Milzbranderkrankung wurde in den 1950er Jahren dokumentiert) ist eine Infektion von Mensch und Tier bei Bodenkontakt auf den entsprechenden belasteten Grundstücken nicht ganz auszuschließen. Beim Verdacht dieser seuchenrechtlich meldepflichtigen Erkrankung ist sofort ein Arzt aufzusuchen und der Fachdienst Gesundheit zu informieren.

Die Standorte der ehemaligen Lederfabriken sind von der unteren Bodenschutzbehörde erfasst, teilweise untersucht und werden zum größten Teil in das Bodenschutz- und Altlastenkataster aufgenommen. In einem Forschungsprojekt sind die Gefährdungen ehemaliger Gerbereistandorte wissenschaftlich untersucht worden.

Wenn Sie ein Grundstück erwerben wollen, erkundigen Sie sich bitte vorher, ob es sich um eine Altlastenverdachsfläche handelt. Sie ersparen sich dadurch viele Unannehmlichkeiten.

Für weitere Auskünfte steht Ihnen die untere Bodenschutzbehörde gerne zur Verfügung.