Vielfältigkeit ist eine charakteristische Eigenschaft einer gesunden, belebten Natur. Dies drückt das Fremdwort Biodiversität aus, das in den vergangenen Jahren immer mehr zum zentralen Leitbegriff regionaler und nationaler sowie internationaler Naturschutzbemühungen geworden ist. Gleichbedeutend wird der deutsche Begriff "biologische Vielfalt" verwendet.
Aber Biodiversität ist weit mehr als nur die reine Artenvielfalt. Diese ist in den meisten Lebensräumen ohnehin Voraussetzung zum Funktionieren natürlicher und stabiler Lebensgemeinschaften. Aber viele Tierarten brauchen zum Überleben auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Landschaftselementen, die sie zum Nahrungserwerb einerseits, für Partnersuche und Aufzucht des Nachwuchses andererseits, für Wanderungen in ihrem Lebenszyklus, für die Überwinterung oder als Zuflucht und Versteck vor Feinden nutzen. Deshalb ist Biodiversität auch Vielfalt von Lebensräumen.
Der dritte Aspekt der Biodiversität ist die genetische Vielfalt. Hier bedeutet Vielfalt die oftmals sehr große Zahl genetisch leicht unterschiedlicher regionaler Varianten innerhalb einer äußerlich gleich erscheinenden Art, die durch die Jahrtausende langen Prozesse der Evolution in Anpassung auf regional besondere Umstände wie etwa Klima, Bodenverhältnisse o.ä. entstanden sind. So können als Beispiel zwei Buchen aus Schleswig-Holstein und aus Weißrussland, obwohl sie äußerlich völlig gleich aussehen, genetisch doch so weit verschieden sein, dass sie auf klimatische Verhältnisse in ihren so unterschiedlichen Heimatstandorten gut angepasst sind oder speziell gegen nur hier oder dort vorkommende Schädlinge resistent geworden sein. Diese genetische Vielfalt ist gefährdet, wenn der Mensch durch Verwendung nichtheimischen Saatgutes die Unterschiedlichkeiten auf Dauer auslöscht oder z.B. in der Landwirtschaft nur noch einheitliche Hochleistungssorten meist fremder Herkunft angebaut werden, die die alten Obst- oder sonstigen Nutzpflanzensorten verdrängen.
Diese drei Säulen der Biodiversität – Artenvielfalt der Tiere und der Pflanzen, Vielfalt der Lebensräume und genetische Vielfalt – gilt es zu erhalten und zu verbessern.