Kommunale Wärmeplanung: Endbericht und Wärmenetz-Eignungskarten

Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung wurden ein Endbericht mit Maßnahmen und Wärmenetz-Eignungskarten für das Stadtgebiet erstellt. Die Ergebnisse finden Sie im Folgenden. 

Endbericht

Die Ratsversammlung hat die im Endbericht ausgeführte kommunale Wärmeplanung (PDF-Datei zum Download) in der Sitzung am 10. Dezember 2024 beschlossen. Mehr Informationen zur Sitzung der Ratsversammlung lassen sich auf der hier verlinkten Seite des Ratsinformationssystems finden. Damit ist die kommunale Wärmeplanung gültig und als Fachstrategie bei allen relevanten planerischen und infrastrukturellen Aktivitäten, Verfahren und Maßnahmen in der Stadt Neumünster zu berücksichtigen. 

Zuvor war der Endbericht zur kommunalen Wärmeplanung am 28. November 2024 dem Ausschuss für Bauen, Stadtplanung und Umwelt zur Beratung vorgestellt worden. Mehr Informationen dazu lassen sich auf der hier verlinkten Seite des Ratsinformationssystems finden.

 

Maßnahmenkatalog

Die kommunale Wärmeplanung sieht in vier thematischen Handlungsfelder folgende Maßnahmen vor:

Handlungsfeld: Gebäude

Die zügige Sanierung und Umstellung der Gebäudeheizungen bildet eine wichtige Stellschraube auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung in Neumünster. Gerade Eigentümer:innen von Ein- und Zweifamilienwohnhäusern oder WEGs sind in Neumünster aufgrund der hohen Anzahl der Gebäude dieses Typs wichtige Akteur:innen mit einem hohen individuellen Beratungsbedarf.

Aufgaben der kommunalen Anlaufstelle sollen u.a. sein:

  • die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung und daraus ableitbaren Möglichkeiten für die individuelle Wärmeversorgung zu erläutern,
  • Beratungen zur Transformation des eigenen Gebäudes anzubieten,
  • themenbezogene Fachinformationen anzubieten (z.B. zu Gebäudenetzen)
  • relevante Institutionen und Ansprechpartner:innen zu vermitteln,
  • Interessierte mit ähnlichen Herausforderungen zusammenzubringen,
  • über landes- und bundesweite Förderprogramme zu informieren.

WICHTIGER HINWEIS: Für die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle liegt kein politischer Beschluss vor. Als ein Beitrag zur Information und Beratung der Bürger/-innen findet ab Febraur 2025 eine Veranstaltungsreihe statt. Für Informationen zur kommunalen Wärmeplanung steht Ihnen die Stabsstelle Klima und Umweltqualität zur Verfügung. 

Die Erfassung von Gebäudeinformationen zu Sanierungszustand und aktuellen Verbrauchsdaten ermöglich es, die Datengrundlage der KWP deutlich zu verbessern und die Realität besser abzubilden. Die Ergebnisse dieser Abfrage finden dabei Eingang in das Monitoring, die Fortschreibung der KWP und bilden die Grundlage für eine vertiefte Kommunikation mit den Bürger:innen und Eigentümer:innen.

Ziele der Maßnahme sind u.a.

  • eine digitale Lösung anzubieten, die Hauseigentümer:innen die Beteiligung am Planungsprozess ermöglicht,
  • individuelle Daten aus dem Bereich Wärmeverbrauch, Heizungsalter und Sanierung zu erfassen,
  • relevante Gebiete mit erhöhtem Beratungsbedarf zu identifizieren,
  • Gebiete mit hohem Potenzial für netzgebundene Wärmeversorgung zu identifizieren.

Handlungsfeld: Kommunikation

Die kommunale Wärmeplanung ist ein fortlaufender Kommunikationsprozess, dessen öffentliche Wahrnehmung und Teilhabe in der Bevölkerung maßgeblich zum Erfolg beiträgt. Daher ist eine regelmäßige Kommunikation der Thematiken und der Fortschritte erforderlich. Ziel ist, die Informationen für Bürger/-innen und Gebäudeeigentümer/-innen bereit zu stellen, um mögliche Vorbehalte gegen ehrgeizige Sanierung und Wärmpumpen zu reduzieren, über Förderungen zu informieren und damit die Dynamik der Umsetzung der Wärmewende insgesamt zu erhöhen. Dies kann umfassen:

  • Den Prozessfortschritt auf Basis des Monitorings geeignet zu publizieren,
  • Veranstaltungen gemeinsam mit der Anlaufstelle zu organisieren (z.B. zu Nahwärmeinseln, zu Gebäudenetzen)
  • gezielte Beratung in dezentralen Versorgungsgebieten durchzuführen,
  • Fachberater:innen und weitere Kontakte zu vermitteln.

Für eine Vielzahl betrieblicher Gebäude müssen in den kommenden Jahren individuelle Sanierungs- und Beheizungsstrategien bis zu zur Erreichung der Klimaneutralität entwickelt werden. Dies umfasst sowohl die Gebäudehülle als auch die Gebäudetechnik inkl. Wärme- und ggf. Kälteversorgung. Dies betrifft in Neumünster im Besonderen die Gebäude in den Gewerbegebieten, die aktuell hohe Bedarfe aufweisen können. Die komunale Wärmeplanung kann diese sehr individuellen Gebäude nur unzureichend über Bedarfswerte (hohe Schätzfehler aufgrund der Gebäudekubatur) und Verbrauchswerte (Fehler aufgrund von Prozesswärme und Blockheizkraftwerk-Einsatz) charakterisieren. Hier sind eine individuelle Ansprache und ein Austausch der Akteur/-innen untereinander hilfreiche Multiplikatoren. Ein Netzwerk klimaneutrale betriebliche Gebäude mit individueller Ansprache der Akteur/-innen befördert den Austausch untereinander und kann zur Umsetzung erforderlicher Maßnahmen beitragen.

Handlungsfeld: Wärmenetze

Das Wärmeplanungsgesetz schreibt vor, dass Wärmenetze bis 2030 einen Anteil von mindestens 30 % der Netzeinspeisung durch erneuerbare Energien oder unvermeidbare Abwärme decken. Die Wärmeversorgung durch Fernwärme der SWN hat das Ziel bis 2035 klimaneutral (Netto-Null) zu sein. Hier sind in den kommenden Jahren fossile Erzeugungsanlagen durch Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien auszutauschen. Dies haben die SWN bereits in ihrer Dekarbonisierungstrategie festgelegt und arbeiten an der Umsetzung.

Im Bereich des bestehenden Fernwärmenetzgebiets sind kleinere Ausbaumaßnahmen und eine deutliche Nachverdichtung geplant. Bereits heute können Neukund/-innen nach Prüfung durch die SWN angeschlossen werden. Weitere Neuanschlüsse sind nach erfolgter Dampfnetzumstellung möglich.

In Neumünster gibt es mehrere Gebiete, die für den Aufbau von Wärmenetzen potenziell geeignet sind. Mögliche nächste Schritte sind hier:

  • Prüfung, mit welchen Betreibermodellen Wärmenetze errichtet und betrieben werden können,
  • Prüfung der Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme mit möglichen Betreiber:innen,
  • Kontaktaufnahme mit möglichen Betreiber:innen, um zu klären, ob und unter welchen Randbedingungen Interesse an der Realisierung von Wärmenetzen in den Eignungsgebieten (in einem oder mehreren) besteht.
  • Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein oder mehrere neue Wärmenetze, ggf. mit Förderung über die Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW)
  • Ggf. Priorisierungsmöglichkeiten prüfen

 

Handlungsfeld: Potenziale

Das Kanalnetz zeigt einige Bereiche mit hohen Durchmessern und zu erwartenden hohen Durchflüssen. Dazu kommt die höher temperierte Einleitung von Abwässern im Bereich der Meierei und des Milchtrocknungswerke . Hier könnten größere Potenziale an EE-Wärme zu finden sein. Ziele der Maßnahme sind u.a.:

  • geeignete Stellen zur Abwärmeauskopplung zu identifizieren,
  • Temperatur- und Durchflussmessungen durchzuführen,
  • Ergebnisse mit möglichen Betreiber:innen zu diskutieren

Wärmenetz-Eignungskarten

In der Wärmenetz-Eignungskarte ist dargestellt, welche Gebiete sich in Neumünster entweder für die Verdichtung oder die Erweiterung des Fernwärmenetzes eignen, welche Gebiete über Nahwärmenetze versorgt werden könnten und in welchen Gebieten dezentrale Lösungen (z.B. Wärmepumpen) notwendig sind. Die Karte stellt somit eine Orientierungshilfe dar. Diese Einteilungen sind als technisch machbare, wirtschaftliche Optionen zu verstehen. Die Ergebnisse sind rechtlich nicht verbindlich und es besteht kein Anspruch auf Umsetzung der dargestellten Versorgungsoptionen. Es besteht kein Nutzungszwang und die Gebäudeeigentümer/-innen können weiterhin selbst entscheiden, ob die Gebäude den Wärmenetzen angeschlossen werden sollen. 

Relevante Gebietskategorien in der Wärmenetz-Eignungskarte

Die Fernwärmenachverdichtung findet im Bereich des bestehenden Netzes in der Innenstadt statt. Nach vollständiger Dampfnetzumstellung können alle Gebäude, sofern gewünscht, angeschlossen werden. Da die kommunale Wärmeplanung keine Versorgungsoption festschreibt, ist es grundsätzlich auch in diesen Gebieten möglich, eine dezentrale Versorgungsoption zu wählen.

Um die Stadtmitte herum befinden sich Gebiete, die aus technischen und hydraulischen Gründen nicht vollständig sondern nur teilweise mit Fernwärme erschlossen werden können. In diesen Mischgebieten werden somit in Zukunft netzgebundene und dezentrale Lösungen zu finden sein. Gebäudeeigentümer/-innen können aktuell bei den SWN einen Anschluss an das Fernwärmenetz beantragen, welcher geprüft und mit einem Angebot beantwortet wird, sofern ausreichend Kapazitäten vorhanden sind.

In diesen Gebieten liegt aktuell noch keine leitungsgebundene Wärmeversorgung vor, jedoch können sie zukünftig durch Netzausbau an das bestehende Netz angeschlossen werden. Der Netzausbau ist vor Umsetzung zu prüfen, nur bei ausreichend hoher Anschlussquote ist ein Netzausbau realisierbar.

In diesen Gebieten liegt aktuell noch keine leitungsgebundene Wärmeversorgung vor, jedoch können sie zukünftig durch Netzneubau erschlossen werden können. Dies setzt neben dem Netzneubau auch immer die Erschließung von EE-Wärmequellen, den Bau der Anlagen und deren Besicherung voraus. Vor einer Umsetzung steht hier eine detaillierte Machbarkeitsuntersuchung an, im Rahmen derer auch die Anschlussbereitschaft der Gebäudeeigentümer/-innen erfasst wird. Nur wenn mindestens rund 70 Prozent der Eigentümer/-innen in diesen Gebieten ihre Gebäude an das neue Wärmenetz anschließen würden, wäre ein Netzneubau wirtschaftlich.

Diese Gebiete sind von freistehenden Gebäuden mit großen Grundstücken oder auch kleineren Reihenhäusern geprägt, die einen geringen Wärmebedarf aufweisen. Somit wird in diesen Gebieten auch in Zukunft eine geringe Wärmedichte erwartet, weshalb eine zentrale Versorgung über Wärmenetze ausgeschlossen werden kann. Hier werden weitgehend dezentrale Optionen Anwendung finden, ggf. mit der Option auf kalte Nahwärmenetze. Als dezentrale Optionen kommen dabei Wärmepumpen, hybride Systeme aus Solarthermie und einer Spitzenlasttechnologie wie Biogas oder Bioöl oder auch Biomasse-Kessel in Frage.

Wohnen Sie in einem Gebiet ohne Fernwärme bis 2040 und wünschen sich eine netzbasierte Wärmeversorgung?

Aus Datenschutzgründen dürfen in der kommunalen Wärmeplanung keine gebäudescharfen Daten erhoben werden. Bürgerinnen und Bürger können der Stadt diese Daten jedoch in der hier verlinkten Abfrage freiwillig zur Verfügung stellen. Mithilfe dieser Daten können dann ggf. weitere räumlich zusammenhängende hohe Wärmebedarfe entdeckt werden. Diese können Aufschluss darüber geben, wo sich ggf. weitere Gebiete für Wärmenetze eignen und/oder wo sich ggf. Nachbarschaften für kleine Gebäudenetze zusammenschließen könnten. 

 

Stadtteilausschnitte aus der Wärmenetz-Eignungskarte

Karte des Stadtteils Brachenfeld-Ruthenberg

Stadtteil Brachenfeld-Ruthenberg

Karte des Stadtteils Böcklersiedlung-Bugenhagen

Stadtteil Böcklersiedlung-Bugenhagen

Karte des Stadtteils Gartenstadt

Stadtteil Gartenstadt

(PDF-Dateien zum Download)