Sanierungsgebiet "Stadtteil West"

  • Entwicklung und Geschichte des Gebiets

Das als „Stadtteil West“ bezeichnete Sanierungsgebiet liegt südwestlich des Bahnhofs Neumünster in direkter Nähe zu den zentralen Einkaufs- und Dienstleistungsangeboten der Innenstadt. Ein großer Teil der Gebäude entstand Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich überall in der Stadt die Textil- und Lederindustrie ansiedelte und Neumünster zur Garnisonsstadt wurde. In den 1920er und 1930er Jahren erweiterten Bauvorhabende örtlicher Wohnungsunternehmen die Bebauung entlang des Hansarings. In den 1950er Jahren entstand in der Kock-Siedlung insbesondere für Flüchtlinge und Vertriebene des 2. Weltkriegs neuer Wohnraum. Nach der Schließung der Sick-Kaserne in den 1990er Jahren wurde der erhaltenswerte historische Gebäudebestand zu Wohnungen, u.a. seniorengerecht, umgenutzt und um sozialen Wohnungsneubau ergänzt.

  • Vorhandene Probleme und Missstände

In den vergangenen Jahren haben sich im „Stadtteil West“ zunehmend Anzeichen baulicher, wirtschaftlicher und sozialer Probleme gezeigt. Zwei Drittel der Gebäude haben Modernisierung- und Instandsetzungsbedarf. Die Leerstandsquote sowohl bei Wohnungen als auch bei Gewerbeflächen ist gesamtstädtisch betrachtet überdurchschnittlich hoch. Straßen, Wege und Plätze sind erneuerungsbedürftig, haben eine geringe Aufenthaltsqualität und sind durch eine Dominanz des Pkw-Verkehrs geprägt.

  • Stadtumbaugebiet

Bereits 2008 hat die Ratsversammlung der Stadt Neumünster beschlossen, das Gebiet als Stadtumbaugebiet festzulegen und so den Einsatz von Städtebauförderungsmitteln des Programms „Stadtumbau West“ ermöglicht. Mit diesen Mitteln wurde unter anderem der Falderapark neugestaltet und die Skateanlage an der Pastor-Rösner-Straße gebaut.

  • Sanierungsgebiet

Um die Probleme im Gebiet nachhaltig zu lösen, reichten jedoch die Stadtumbaumaßnahmen nicht aus. Deshalb hat die Ratsversammlung 2016 die Einleitung vorbereitender Untersuchungen nach § 141 Baugesetzbuch beschlossen, um zu prüfen, ob die Durchführung von städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen gem. §136 ff Baugesetzbuch zu veranlassen ist. Im September 2019 wurde nach einer umfangreichen Untersuchung des Gebiets und der Diskussion der notwendigen Maßnahmen in der Politik und Öffentlichkeit die Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebiets „Stadtteil West“ einstimmig in der Ratsversammlung beschlossen. Die Satzung ist seit dem 28. September 2019 rechtskräftig. Mit dem Sanierungsrecht hat die Stadt Neumünster nun die Möglichkeit, stärker als bisher auf die Entwicklung des Gebiets Einfluss zu nehmen.

Die Sanierungssatzung wurde durch die Ratsversammlung einstimmig am 03.09.2019 beschlossen und am 28.09.2019 veröffentlicht.

In den vorbereitenden Untersuchungen gemäß § 141 Baugesetzbuch werden auf der Grundlage der Bestandsanalyse und Bewertung der Stärken, Potentiale, Missstände, Mängel und Konflikte die Handlungsfelder und -schwerpunkte für das Sanierungsgebiet abgeleitet, mit Maßnahmen untersetzt sowie mit einer Kosten- und Finanzierungsübersicht ergänzt. Im Rahmen der verfahrensrechtlichen Abwägung wird die Ausweisung des Sanierungsgebiets im umfassenden Verfahren empfohlen.

Bau eines Familienzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Sick-Kaserne an der Werderstraße: Damit wird die Kinder- und Jugendeinrichtung Das Projekthaus an einen geeigneteren Standort verlagert, das Kinderbetreuungsangebot im Stadtteil wird verbessert und eine offene Anlaufstelle für familienbezogene Alltagsfragen wird entstehen.

Für den Neubau dieses Familienzentrums hat die Stadt Neumünster einen zweistufigen, offenen hochbaulichen Realisierungswettbewerb Ende 2015/Anfang 2016 durchgeführt. An dem Wettbewerb haben 108 Arbeitsgemeinschaften teilgenommen. In der 2. Phase wurden zehn ausgewählte Arbeiten vertiefend bearbeitet.  

Der 1. Preis wurde an das büro h2 architekten HaverkampHolthaus, Emsdetten mit scape Landschaftsarchitekten, Düsseldorf vergeben.

Am 28. November 2022 war es schließlich soweit: Mit dem symbolischen ersten Spatenstich steht nun dem Bau des Familienzentrums in der Werderstraße nichts mehr im Wege. Bauzeit: Etwa zwei Jahre.