Stolpersteine in Neumünster
Ein Kunstprojekt für Europa von Gunter Demnig
Ein Projekt, das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig erhält.
„Jeder, der die Inschrift eines Stolpersteines liest, macht eine Verbeugung vor dem Opfer.“
Die Aktion „Stolpersteine“ geht auf eine Initiative des Kölner Künstlers Gunter Demnig zurück. Er hatte 1993 das Konzept entwickelt, einzelne Opfer des Dritten Reiches durch die Verlegung von Gedenksteinen vor ihren Wohn- und Wirkungsstätten zu ehren. Ihre Schicksale sollen der Nachwelt im öffentlichen Raum als Mahnung sichtbar werden, um das demokratische Selbstverständnis zu stärken und zur Wachsamkeit anzuhalten.
Jeder Stolperstein erinnert durch die Verlegung von Pflastersteinen mit Messingplatten, auf denen die biographischen Daten eingraviert sind, an das individuelle Schicksal des Opfers. Neumünsteraner Bürgerinnen und Bürger haben sich an der Aktion durch ihre Patenschaft beteiligt. Allgemein findet in Neumünster die Aktion weite Zustimmung.
Für die Auswertung der Quellen und die Prüfung der vorgeschlagenen Ehrungen wurde eine eigene Arbeitsgruppe eingesetzt. Durch die Verlegung von drei Gedenksteinen wurde die Aktion „Stolpersteine“ in Neumünster schließlich am 22. August 2005 eingeleitet. Der Bewertung von Anträgen auf Ehrung durch einen Stolperstein liegt ein Leitfaden zugrunde, der sich an den Vorgaben des Künstlers Gunter Demnig orientiert.
Informationen zu Gunter Demnig und seinem Projekt: www.stolpersteine.eu
Heinz (Heinrich) Baronowitz | Propstenstraße 3 |
Bertha Benjamin | Altes Rathaus |
Friedrich Rudolf Geussenhainer | Großflecken 17 |
Friedrich Gnoss | Schleusberg 2a |
Rita Gumprich | Schleusberg 31 |
Rudolf Henning | Plöner Straße 87 |
Walter Hohnsbehn | Bellmannstraße 16 |
Gerda Krutz | Schleusberg 31 |
Max (Moses) Krutz | Schleusberg 31 |
Konrad Matzke | Großflecken 39 |
Egon Salomon Minden | Wasbeker Straße 10 |
Rosa Minden | Kieler Straße 95 |
Eduard Burkhard Paul Müller | St. Vicelin-Kirche, Bahnhofstraße 35 Ersatz-Stein wurde am 10.10.2024 verlegt. |
Franz Müller | Schützenstraße 12 |
Christian Muschkogel | Färberstraße 13 |
Hans Podeyn | Hauptstraße 67 |
Rosa Preminger | Wasbeker Straße 97 |
Max Richter | Christianstraße 22 |
Alice Bertha Spitz | Kieler Straße 21 |
Bernd A. Spitz Egon Spitz Hans Georg Spitz Ines Spitz | Kieler Straße 21 |
Ernst Stichert | Bahnhofstraße 44 |
Ludwig Carl Tamm | Großflecken 54 |
Rudolf Heinrich Eggert Timm | Carlstraße 13 |
Edith und Gustav Weißbaum | Kuhberg 27 |
Helmine Chaja Weißbaum Irmgard Weißbaum Dan Bernadus Weißbaum Anita Hella Hopstein | Kuhberg 27 |
Walter Zahlmann | Ehndorfer Straße 119 |
Ziel der Aktion "Stolpersteine in Neumünster"
Im Rahmen der Aktion Stolpersteine sollen jene Einwohnerinnen/Einwohner unserer Stadt geehrt werden, die während des Nationalsozialismus politischen, rassistischen oder anders motivierten Verfolgungen der Nationalsozialisten zum Opfer fielen.
Die Opfer
Zu den Opfern gehören alle Personen, die im Rahmen der Verfolgungen während des Nationalsozialismus ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden. Hinzu kommen jene, die auf der Flucht vor den Nationalsozialisten ihr Leben verloren oder als verschollen gelten, aber mit größter Wahrscheinlichkeit als tot anzusehen sind.
Form und Ablauf der Ehrungen
Die Ehrung geschieht durch Gedenksteine, deren Verlegung der Künstler Gunter Demnig vornimmt. Zur Ehrung sollen eingeladen werden: neben den Repräsentantinnen/Repräsentanten unserer Stadt, den Medien und den Sponsoren auch die Angehörigen der Opfer, sofern diese sich ermitteln lassen. Außerdem sollen durch vorherige Pressemitteilungen alle Einwohnerinnen/Einwohner Neumünsters dazu aufgerufen werden, sich als Gäste an den Verlegungen zu beteiligen.
Die Verlegungsorte
Die Verlegung eines Gedenksteines erfolgt auf dem Gehweg vor jenem Gebäude, das als die letzte bekannte und selbst gewählte Wohnanschrift des jeweiligen Opfers gilt. Das geschieht auch, wenn das ursprüngliche Haus inzwischen abgerissen oder durch einen Neubau ersetzt wurde.
Die Stolpersteine sollen nicht vor Gebäuden liegen, in die Opfer zwangsweise einziehen mussten und möglichst nicht vor einem von den Nazis genannten 'Judenhaus'. Ausnahmen sind möglich, müssen jedoch im Einzelnen besprochen werden.
Sollte es nicht möglich sein, eine Wohnanschrift zu ermitteln, dann ist der Gedenkstein vor dem Haupteingang des alten Rathauses am Großflecken zu verlegen. Es wird davon ausgegangen, dass die Opfer das Rathaus gekannt und wahrscheinlich auch einmal aufgesucht haben.
Voraussetzungen für eine Ehrung
Ein Opfer muss in Neumünster ansässig, also offiziell gemeldet gewesen sein, und den Lebensmittelpunkt hier gehabt haben. Beispiele dafür sind der Schulbesuch, eine Ausbildung oder eine berufliche Tätigkeit.
Es ist nicht erforderlich, dass ein Opfer zum Zeitpunkt des Todes, der Ermordung, der Verhaftung oder der Deportation noch in Neumünster ansässig war. Auch Personen, die Neumünster aufgrund der Verfolgungen oder einer Bedrohungssituation verließen, in den Untergrund gingen oder emigrierten, können geehrt werden. Dasselbe gilt auch, wenn ein späteres Opfer aus freien Stücken – zum Beispiel aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen – wegzog.
Bei der Prüfung der Vorschläge für eine Ehrung ist die jeweilige, individuelle Situation des Opfers zu berücksichtigen. Die Entscheidungen über mögliche Ehrungen in Neumünster werden vom Fachdienst Schule, Jugend, Kultur und Sport der Stadt Neumünster getroffen.
Neumünster, März 2019
Fachdienst Schule, Jugend, Kultur und Sport, Abteilung Kulturbüro
Jetzt sind die Stolpersteine Neumünster auch in der "Stolperstein SH"-App zu finden
Mit dieser App können Sie an den Stolpersteinen, die in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein verlegt wurden, mehr über die Lebens- und Leidensgeschichten der Menschen erfahren.
Funktionen der App:
Mit der Kamera des Mobiltelefons kann ein Stolperstein gescannt werden und so die Biografie des Menschen, an den erinnert wird, abgerufen werden. Stolpersteine in der Nähe können über die Ortungsfunktion der App gesucht und gefunden werden.
Zudem enthält die App eine Gedenkfunktion. Mit Hilfe von Augmented Reality kann eine Kerze am Stolperstein platziert werden und mit einer Gedenkbotschaft und dem eigenen Namen ergänzt werden. Andere Nutzer/-innen der App können dann diese Kerzen dann sehen. Die Kerzen verbleiben für einen Zeitraum von sieben Tagen in der virtuellen Realität.
Eine Putzanleitung für die Stolpersteine ist ebenso in der App zu finden.
- Im App Store
Stolpersteine SH im App Store (apple.com)
Google Play
Stolpersteine SH – Apps bei Google Play